PERSÖNLICHE GEDANKEN
Unsere Debattenkultur ist vergiftet, die Lager gespalten - und das bei Themen, die es eigentlich nicht wert sind, dass wir uns als Gesellschaft so unversöhnlich positionieren. Wo sind unser Gemeinschaftssinn, unser Mitgefühl und unsere gute Erziehung geblieben?
Warum finden wir andere Lebensweisen so beängstigend? Warum klammern wir uns so sehr an unsere eigene Meinung? Wir sind nicht alle fehlbar, aber wir leben alle unser eigenes Leben. Genuss verbindet normalerweise, bringt Menschen an einen Tisch, aber das scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Dabei bin ich fest davon überzeugt, dass wir mehr Verständnis füreinander entwickeln, wenn wir einander zuhören und voneinander lernen.
Der Wunsch nach einer heilen Welt ist ein frommer Wunsch, aber wenn wir nicht auch etwas dafür tun, wird er nicht in Erfüllung gehen. Das fängt schon damit an, dass wir, wenn wir gerne Fleisch essen, in jedem Veganer eine Bedrohung sehen, anstatt die Argumente gelten zu lassen, dass wir mit unserem hohen Fleischkonsum auch die Massentierhaltung fördern. Es ist doch nicht verboten, Wurst, Fleisch und Geflügel zu essen. Mit unserem Einkaufsverhalten können wir aber etwas für mehr Tierwohl tun, indem wir "besseres" Fleisch kaufen und genießen. Als positives Zeichen werte ich, dass "vegan" mittlerweile in der Gesellschaft angekommen ist, ohne dass man sich feindselig gegenübersteht - oder den Metzgern die Schaufensterscheiben einschlägt. Das werte ich als positives Zeichen, aber der Weg dahin war hart.
Sobald nämlich die überhebliche Besserwisserei auf beiden Seiten aufhört, können wir beginnen einander zuzuhören, die Argumente der anderen Seite wirken lassen und so die andere Seite besser verstehen – auch wenn wir danach unseren Prinzipien treu bleiben wollen.
Es hat noch niemanden geschadet, freiwillig an einem Tag – oder länger – auf Fleisch zu verzichten und sich an fleischfreien Gerichten zu versuchen.
Der Veganuary ist eine weltweite Bewegung, die Menschen dazu ermutigt, im Januar eine vegane Ernährung auszuprobieren. Ziel ist es, die positiven Auswirkungen auf Umwelt, Gesundheit und Tierschutz aufzuzeigen. Viele nutzen diese Gelegenheit, um neue pflanzliche Rezepte kennenzulernen und ihre Essgewohnheiten zu überdenken. Unterstützt wird die Aktion durch Tipps, Rezepte und Inspiration von der gleichnamigen Organisation. Es ist eine einfache Möglichkeit, bewusst ins neue Jahr zu starten und nachhaltigere Entscheidungen zu treffen.
Und es gibt so viele tolle Rezepte, die richtig lecker schmecken! Und wer keinen Bock darauf hat, sich einen Monat lang vegan zu ernähren, kann es doch alternativ mal mit vegetarischen Gerichten probieren. Meine Oma sagte immer, bevor man etwas ablehnt, muss man es auch probiert haben. Ich persönlich beginne das neue Jahr gerne damit, mich wieder bewusster zu ernähren und achte dieses Jahr auf Rezepte unter 500 kcal. Und darunter sind viele Rezepte, die fleischlos zubereitet werden und richtig lecker schmecken. Auf die Idee andere zu bashen, die 30 Tage lang komplett auf tierische Produkte verzichten, käme ich deshalb nicht.
Der Dry January ist eine Initiative, bei der Menschen für den gesamten Januar auf Alkohol verzichten. Ziel ist es, die eigenen Trinkgewohnheiten zu reflektieren und dem Körper eine Pause zu gönnen. Viele berichten nach dem Verzicht von besserem Schlaf, mehr Energie und einem klareren Kopf. Gleichzeitig bietet der Dry January die Möglichkeit, gesunde Alternativen wie alkoholfreie Cocktails zu entdecken und bewusster mit Alkohol umzugehen.
Beim Thema "Alkoholverzicht" treffen wieder Welten aufeinander. Fakt ist doch, dass unsere Generation das Trinken von Alkohol "vorgelebt" bekam – es war cool, es gehörte dazu – und ich spreche jetzt von Bier und Schnaps. Wein gehört zum "guten Geschmack" bei Tisch. Wein wurde zum Prestigeobjekt, mit dem man sich trefflich abheben konnte, wenn man all die teuren Labels kannte oder gar trinken konnte.
Dennoch glaube ich nicht, dass man Weintrinken verteufeln sollte. Tischkultur, gutes Essen und anregende Gespräche verdanken wir oft einem Glas Wein.
Was ich in der Diskussion um den Alkoholverzicht vermisse, ist, dass das Thema so aufgebauscht wird, dass wir (Weintrinker) den Argumenten der Gegenseite schon wieder einmal nicht zuhören wollen und darauf herabblicken. Eine Anmerkung sei mir erlaubt: Ist auch nur einer unter uns, der nicht einen Alkoholiker im Freundes- oder Bekanntenkreis hat? Egal, auf welchem Weg diese Menschen abhängig und krank wurden: Sobald sie trocken sind, dürfen sie keinen Alkohol mehr trinken. Deshalb sollte auch die gesellschaftliche Verharmlosung aufhören – aber auch die ständige Bevormundung einer kleinen Gruppe gegenüber der Mehrheit, die dann gleich "Verbote" fordert. Lasst uns doch bitte einen entspannten Weg des Miteinanders gehen.
Der Weinkonsum geht derzeit global zurück – das hat unterschiedliche Gründe – und die Neugier sowie der Konsum von alkoholfreien Getränken nimmt gerade zu. Deshalb braucht noch niemand in Panik zu verfallen. Veränderungen werden immer für einen Teil schmerzhaft, für einen anderen aber eine Chance sein. Ich für meinen Teil habe beschlossen, offen auf Veränderungen zuzugehen und mich dem Thema Low- und No-Alkohol zuzuwenden, ohne dabei auf mein Feierabendbier, mein Glas Champagner oder Wein zu verzichten. Und ich respektiere alle, die aus individuellen Gründen ganz auf Alkohol verzichten.
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