


Vor über zwölf Jahren bin ich nach Baden-Württemberg in die Nähe von Karlsruhe gezogen. Ich war neugierig auf die umliegenden Weinbaugebiete und die Menschen, die dort Wein machen. Eine liebe Bekannte aus der Pfalz, die meine Leidenschaft für eigenständige, charaktervolle Winzer teilte, führte mich in einen wunderbaren Kreis von tollen Menschen ein, die auf unkonventionelle und großartige Weise Wein machten. Einer von ihnen war Sven Enderle, den ich als einen der besten Pinot-Noir-Macher jenseits von Frankreich kennenlernte.
Mein Weinverständnis und meine Vorlieben wurden durch die unzähligen Reisen nach Frankreich geprägt, die ich bereits im Alter von 12 Jahren mit meinen Eltern unternommen habe. Zwar gab es für mich mit 12 Jahren noch keinen Wein, aber ich habe die Tischkultur beobachtet und durfte durchaus einen Schluck probieren. Da wir unsere Ferien abwechselnd in der Provence oder am Atlantik bei Arcachon verbrachten, war einer der Zwischenstopps immer im Burgund. Dort habe ich im Laufe der Jahre meinen Gaumen für die exzellenten, eleganten und manchmal auch kantigen Pinot Noirs geschult. Ich wurde zum Pinot-Trüffelschwein und der Pinot Noir aus dem Burgund mein Maßstab für alle weiteren Entdeckungen. Und so kam es, dass ich eines Tages auf Sven Enderle traf, den man in Gesprächen mit anderen Winzern, Journalisten und Wein-Nerds als den "besten Pinot-Macher" Badens empfahl.
Weit entfernt von den damals üblichen marmeladigen und schweren Spätburgundern machte Sven kantige und charaktervolle Weine, die sich zu sehr schlanken und eleganten Spätburgundern entwickelten. Echte "Garagenweine", die schnell zum Geheimtipp wurden. Unvergessen unser legendärer "Pinot Noir"-Abend in illustrer Runde bei Gernot Kollmann an der Mosel. Oder auch unser Besuch bei Duce Steiner – und mein erstes Mal Ziereisen im Glas.
Seitdem ist viel Zeit vergangen, doch die Faszination für Burgunderweine ist mir geblieben und hat sich um die Liebe zu Regionen wie der Mosel und dem Elsass erweitert. Denn: Neben den heute kaum noch bezahlbaren und stilistisch gezähmten Weinen aus dem Burgund finden Liebhaber der ursprünglichen Weine gerade an der Mosel und im Elsass hervorragende Pinot Noirs! Gerne nenne ich in diesem Zusammenhang Jean-Paul Schmitt mit den aus meiner Sicht besten Pinot Noirs im Elsass. Wenn es um Winzer an der Mosel geht, sind für mich Gernot Kollmann und Stefan Steinmetz die beiden, die ich allein schon wegen ihrer Rotweine empfehlen kann – ihre großartigen Rieslinge sind sowieso bereits weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt! Und endlich reihen sich wieder die Weine von Sven Enderle in meine Top-Ten ein!
Nachdem sich Sven einige Jahre aus der Weinszene zurückgezogen hatte, ist er nun endlich wieder wie Phönix aus der Asche auferstanden und knüpft an seine alte Stärke an, außergewöhnliche Weine zu machen. Unter seinem neuen Label "Enderle" lässt uns Sven wieder an seinem Talent teilhaben. Und wir können Weine genießen, die von Handwerk, Terroir, Charakter und Feingefühl zeugen.
Heute und in den kommenden Tagen stelle ich euch die Weine vor, die mir Sven zur Verfügung gestellt hat. Beginnend mit einem "Rosé, der eigentlich kein Rosé ist", wie Sven erklärt.
Hier meine Eindrücke:
Sven hat es immer noch drauf. Er macht "wieder" Weine, die in sich ruhen, von ihrem Terroir und von ihrem Macher erzählen. Dieser Rosé zeigt den Freigeist und das Können von Sven, indem er einfach mal Grauburgunder und Pinot Noir zum Einsatz bringt. Wie bei all seinen Weinen vereint der Pinot-Spezialist auch hier gekonnt das Beste aus Baden und von der Mosel – ungeschönt und unfiltriert – beim Ausbau im Holz.
Auf dem Etikett: Alea 22/23, Deutscher Wein, 11,5 %vol.
4.000 Fl.
Auge: Leuchtendes Lachsfarben
Nase: Würziger Auftakt. Schiefernoten. Rote Beeren – Rote Johannisbeere und saftige Kirsche.
Gaumen: Charmant. Cremig. Beerig. Dabei mit antörnendem Grip und Trinkfluss fördernder Säure. Erinnert mich an die großartigen Rosé von der südlichen Rhone (Tavel), hab mich deshalb schon beim ersten Schluck in diesen Wein verliebt.
Passt zu:
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